Zitat von Lindwurm
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Wenn du erstmal in dieser Abnehm-Parallelwelt bist greift das automatisch schleichend auf deine anderen Lebensbereiche über. Meine Essstörung bestimmt nicht nur wann ich was esse, sie bestimmt wann ich morgens aufstehe, wie viel ich von welchem Sport mache, mit welchen Menschen ich mich umgebe, ob und zu welchen Gelegenheiten ich überhaupt unter Leute gehe, welchen Beruf ich wähle, wem ich mich öffne und wen ich anlüge, wer meine Freunde und Feinde werden, welche Interessen in meinem Leben Priorität haben oder unwichtig werden.
Selbst wenn jemand noch keine handfeste Essstörung hat, sondern nur mal eben eine Diät machen will, hat das unter Umständen schon großen Einfluss auf dessen Leben. Möglicherweise wird derjenige nicht mehr so oft abends mit Freunden zum Essen und Trinken weggehen, er wird weniger Zeit für andere Hobbies haben weil er mehr Sport macht, vielleicht wird er dadurch sogar alte Freunde verlieren oder neue Freunde finden.
Man darf auch nicht vergessen dass das Gehirn eine Bitch ist und einen, sobald man sich längere Zeit in einem kalorischen Defizit aufhält, gekonnt davon abhält an irgendetwas Anderes zu denken als an Essen. Für viele Menschen auf Diät wird das Thema Essen ganz nebenbei zur Hauptbeschäftigung. Wenn man jetzt, wie in deinem Beispiel, auch noch eine Freundin hat die dieses Verhalten bestärkt, passiert es natürlich schnell dass einem das ganz normal vorkommt.
Ich würde jetzt eher nicht sagen dass in deinem Beispiel die Magersucht zum Lifestyle wurde, sondern die Diätkultur. Wobei es natürlich auch Leute gibt die ganz bewusst Magersucht zum Lifestyle machen wollen, Stichwort Pro-Ana-Szene. Aber auch das kann ich eigentlich verstehen, nur glaub ich dass meine Gedanken zu dieser "Subkultur" hier etwas den Rahmen sprengen könnten und dieser Beitrag wird schon etwas lang.
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