Puh, hier ist der Thread also. Weil er nicht mehr angepinnt war hab ich ihn zuerst nicht mehr gefunden und schon befürchtet der wär gelöscht worden. 
Ich wollte hier drin zur Abwechslung mal sowas wie einen positiven, mutmachenden Beitrag schreiben, weils davon zum Thema ES leider viel zu wenige gibt.
Ich hatte ca. 6 Jahre lang Bulimie mit unterschiedlichen Phasen. Mal hatte ich eher anorektische Phasen wo ich wochenlang kaum gegessen und viel abgenommen hab, mal hatte ich Phasen wo ich gekotzt hab; die längste Zeit war es bei mir so dass ich FAs mit vielen tausend Kalorien hatte und dann tagelang gehungert hab um das Gewicht wieder runterzukriegen und danach natürlich gleich der nächste FA. Sowas wie ein natürliches Sättigungsgefühl gabs für mich nicht mehr und ich hatte wirklich jede Hoffnung verloren jemals wieder sowas wie ein normales Essverhalten zu kriegen. Mir haben oft Leute gesagt "wenn die Pubertät erstmal vorbei ist wird es besser!" und ich hab ihnen nicht geglaubt weil ich schon so tief in der Scheiße gesteckt hab dass ich nicht mehr wusste wie ich da je wieder rauskommen sollte. Ambulante Therapie, stationäre Therapie, Medikamente, alles wirkungslos.
Trotzdem sitz ich heute hier und trau mich vorsichtig zu behaupten, ich hab keine Bulimie mehr. Mein Essverhalten ist sicher alles Andere als perfekt. Aber im Vergleich dazu wo es schonmal war ist das wie es heute aussieht ein Klacks.
Ich hab auch heute gute und schlechte Phasen. Vor ein paar Wochen hatte ich eine recht gute Phase wo ich ohne zu hungern ein paar Kilo abgenommen habe und sehr zufrieden mit mir war. Im Moment hab ich eher eine weniger gute Phase wo ich mich zwingen muss nicht den ganzen Tag nur Mist zu essen. Ich hab immer noch starke Gewichtsschwankungen und selten länger als ein paar Wochen das gleiche Gewicht, im Laufe eines durchschnittlichen Jahres nehm ich fünf bis acht Kilogramm ab und danach wieder zu - und das zweimal.
Die Schwankungen verlaufen aber jetzt viel langsamer und weniger extrem als früher. Die beiden Hauptunterschiede sind:
1.) Ich hab keine mega-hektischen FAs mehr wo ich alles in Reichweite in mich reinstopfe und dabei jede Menschlichkeit verliere. Ich esse zwar immer noch viel mehr als ich sollte und hab dabei das Gefühl keine Kontrolle über mich zu haben, aber heute reden wir vielleicht von 4000kcal am Tag und nicht so wie früher 7000kcal oder noch mehr innerhalb weniger Stunden.
2.) Ich hungere mich nicht mehr um den Verstand, sondern wenn ich abnehmen will passiert das sehr langsam und vorsichtig, mithilfe von Sport und ohne krankhafte Hilfsmittel. Und ja, ich kann inzwischen eine Diät machen ohne in alte Muster zurückzuverfallen.
Der Hauptgrund warum ich heute nicht mehr so unter meinem Essverhalten leide ist, dass ich nicht mehr so viel Angst und Stress verspüre. Ich hab z.B. keine Angst mehr vor Weihnachten oder Urlauben, früher hat mich das fertig gemacht weil ich so Schiss hatte zuzunehmen. Ich mach mir selber weniger Druck und wenn ich mal zugenommen hab versaut mir das zwar echt die Stimmung, aber ich krieg keine Suizidgedankem mehr davon (zumindest solang sich die Zunahme halbwegs in Grenzen hält
).
Ich esse mehrmals am Tag zu normalen Zeiten und nahezu normale Mengen, ohne Angst oder Schuldgefühle. Ich geh gern in Restaurants und esse gern in Gesellschaft anderer. Ich hungere nicht mehr, ich kotze nicht mehr, ich nehm keine Abführmittel mehr, und am wichtigsten: Ich denke nicht mehr den ganzen Tag übers Essen nach! Essen macht mir wieder Freude und ist kein Grund für Panikattacken.
Was hat sich geändert damit ich das erreicht habe? Ich glaub, hauptsächlich meine Einstellung. In dem Moment in dem ich mir eine I-don't-give-a-fuck-attitude zugelegt hab und gesagt hab "scheiß drauf, dann werd ich eben fett, ich hab keine Kraft mehr für das Ganze" hab ich zwar erstmal ordentlich zugenommen, aber dann hat es sich irgendwann eingependelt. In dem Moment indem ich so müde von dem Ganzen war dass es mir irgendwann scheißegal war ob ich zunehme oder nicht hatte das Essen keine Macht mehr über mich.
Hier noch eine Buchempfehlung für alle mit FAs denen die Therapie nicht geholfen hat: "Brain over Binge - Why I was bulimic, why conventional therapy didn't work, and how I recovered for good" von Kathryn Hansen. Gibts nur auf Englisch, ist aber absolut lebenswert und war ein echter Augenöffner für mich. Dank diesem Buch hab ich die Prozesse in meinem Gehirn besser verstanden die dazu geführt haben dass ich mich so verrückt verhalten habe.
Ich wünsch euch allen hier ganz viel Kraft und hoffe dass ich euch ein bisschen motivieen konnte. Auch wenn euer Essverhalten vielleicht nicht mehr ganz perfekt wird, es kann wieder so gut werden dass ihr irgendwann nicht mehr darunter leiden müsst. Ich hätt mich nicht zu träumen getraut dass es bei mir mal so sein wird. Ich kämpfe zwar noch, aber nicht mehr gegen Windmühlen.
Gebt bitte die Hoffnung nicht auf.

Ich wollte hier drin zur Abwechslung mal sowas wie einen positiven, mutmachenden Beitrag schreiben, weils davon zum Thema ES leider viel zu wenige gibt.
Ich hatte ca. 6 Jahre lang Bulimie mit unterschiedlichen Phasen. Mal hatte ich eher anorektische Phasen wo ich wochenlang kaum gegessen und viel abgenommen hab, mal hatte ich Phasen wo ich gekotzt hab; die längste Zeit war es bei mir so dass ich FAs mit vielen tausend Kalorien hatte und dann tagelang gehungert hab um das Gewicht wieder runterzukriegen und danach natürlich gleich der nächste FA. Sowas wie ein natürliches Sättigungsgefühl gabs für mich nicht mehr und ich hatte wirklich jede Hoffnung verloren jemals wieder sowas wie ein normales Essverhalten zu kriegen. Mir haben oft Leute gesagt "wenn die Pubertät erstmal vorbei ist wird es besser!" und ich hab ihnen nicht geglaubt weil ich schon so tief in der Scheiße gesteckt hab dass ich nicht mehr wusste wie ich da je wieder rauskommen sollte. Ambulante Therapie, stationäre Therapie, Medikamente, alles wirkungslos.
Trotzdem sitz ich heute hier und trau mich vorsichtig zu behaupten, ich hab keine Bulimie mehr. Mein Essverhalten ist sicher alles Andere als perfekt. Aber im Vergleich dazu wo es schonmal war ist das wie es heute aussieht ein Klacks.
Ich hab auch heute gute und schlechte Phasen. Vor ein paar Wochen hatte ich eine recht gute Phase wo ich ohne zu hungern ein paar Kilo abgenommen habe und sehr zufrieden mit mir war. Im Moment hab ich eher eine weniger gute Phase wo ich mich zwingen muss nicht den ganzen Tag nur Mist zu essen. Ich hab immer noch starke Gewichtsschwankungen und selten länger als ein paar Wochen das gleiche Gewicht, im Laufe eines durchschnittlichen Jahres nehm ich fünf bis acht Kilogramm ab und danach wieder zu - und das zweimal.
Die Schwankungen verlaufen aber jetzt viel langsamer und weniger extrem als früher. Die beiden Hauptunterschiede sind:
1.) Ich hab keine mega-hektischen FAs mehr wo ich alles in Reichweite in mich reinstopfe und dabei jede Menschlichkeit verliere. Ich esse zwar immer noch viel mehr als ich sollte und hab dabei das Gefühl keine Kontrolle über mich zu haben, aber heute reden wir vielleicht von 4000kcal am Tag und nicht so wie früher 7000kcal oder noch mehr innerhalb weniger Stunden.
2.) Ich hungere mich nicht mehr um den Verstand, sondern wenn ich abnehmen will passiert das sehr langsam und vorsichtig, mithilfe von Sport und ohne krankhafte Hilfsmittel. Und ja, ich kann inzwischen eine Diät machen ohne in alte Muster zurückzuverfallen.
Der Hauptgrund warum ich heute nicht mehr so unter meinem Essverhalten leide ist, dass ich nicht mehr so viel Angst und Stress verspüre. Ich hab z.B. keine Angst mehr vor Weihnachten oder Urlauben, früher hat mich das fertig gemacht weil ich so Schiss hatte zuzunehmen. Ich mach mir selber weniger Druck und wenn ich mal zugenommen hab versaut mir das zwar echt die Stimmung, aber ich krieg keine Suizidgedankem mehr davon (zumindest solang sich die Zunahme halbwegs in Grenzen hält

Ich esse mehrmals am Tag zu normalen Zeiten und nahezu normale Mengen, ohne Angst oder Schuldgefühle. Ich geh gern in Restaurants und esse gern in Gesellschaft anderer. Ich hungere nicht mehr, ich kotze nicht mehr, ich nehm keine Abführmittel mehr, und am wichtigsten: Ich denke nicht mehr den ganzen Tag übers Essen nach! Essen macht mir wieder Freude und ist kein Grund für Panikattacken.
Was hat sich geändert damit ich das erreicht habe? Ich glaub, hauptsächlich meine Einstellung. In dem Moment in dem ich mir eine I-don't-give-a-fuck-attitude zugelegt hab und gesagt hab "scheiß drauf, dann werd ich eben fett, ich hab keine Kraft mehr für das Ganze" hab ich zwar erstmal ordentlich zugenommen, aber dann hat es sich irgendwann eingependelt. In dem Moment indem ich so müde von dem Ganzen war dass es mir irgendwann scheißegal war ob ich zunehme oder nicht hatte das Essen keine Macht mehr über mich.
Hier noch eine Buchempfehlung für alle mit FAs denen die Therapie nicht geholfen hat: "Brain over Binge - Why I was bulimic, why conventional therapy didn't work, and how I recovered for good" von Kathryn Hansen. Gibts nur auf Englisch, ist aber absolut lebenswert und war ein echter Augenöffner für mich. Dank diesem Buch hab ich die Prozesse in meinem Gehirn besser verstanden die dazu geführt haben dass ich mich so verrückt verhalten habe.
Ich wünsch euch allen hier ganz viel Kraft und hoffe dass ich euch ein bisschen motivieen konnte. Auch wenn euer Essverhalten vielleicht nicht mehr ganz perfekt wird, es kann wieder so gut werden dass ihr irgendwann nicht mehr darunter leiden müsst. Ich hätt mich nicht zu träumen getraut dass es bei mir mal so sein wird. Ich kämpfe zwar noch, aber nicht mehr gegen Windmühlen.
Gebt bitte die Hoffnung nicht auf.
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