Zitat von Donatella
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Klar.
Im Verlauf meiner allerersten psychotherapeutischen Behandlung wurde relativ bald eine generalisierte Angststörung diagnostiziert. Damals bin ich in Therapie gekommen, weil ich im Alltag von zahlreichen Ängsten belastet war und gar nicht mehr zurechtgekommen bin. Die Diagnose war dann sehr schnell gestellt und wurde bis heute kein einziges Mal angezweifelt, da es bei mir einfach SO offensichtlich ist. In Zuge dessen bin ich auch endlich mit der Sprache rausgerückt, dass es mir schon seit längerem allgemein nicht gut geht und mit mir irgendwas nicht stimmen kann. Die Therapeutin, die schlicht (sorry) eine sehr kalte Frau war und sich mit mir und ihren anderen Patienten eh nicht sonderlich viel Mühe gegeben hat, hat dann mehr oder weniger sofort "Depression" dazu geschrieben und damit war die Sache für meine behandelnden Ärzte und mein Umfeld gegessen.
Ich WUSSTE aber, dass es das einfach nicht gewesen sein kann. Therapeutenwechsel, Medikament X, Medikament Y, Klinikaufenthalte, Kur, Urlaub, Krankschreibungen hat alles nicht geholfen und mir ist immer häufiger der Gedanke gekommen, dass das mit der Depression vielleicht stimmen kann, dass das aber auf gar keinen Fall mein Hauptproblem ist. Ich hatte neben Antriebslosigkeit usw. GANZ andere Symptome, die weitaus stärker zum Vorschein kamen und gar nicht typisch sind, habe die aber einfach für meinen Charakter gehalten. Das Ding an der Sache war, dass ich mich abgesehen von Klinikaufenthalten Therapeuten gegenüber nie wirklich geöffnet habe. Damit meine ich: Wenn ich gemerkt habe, dass ich gleich vor Wut komplett durchdrehe, irgendwelche kranken Impulse habe oder sonstwas, dann bin ich einfach in Tränen ausgebrochen oder hab sonstwie die Rolle des klassisch Depressiven gespielt und NICHTS mehr gesagt, aus Angst, dass ich als nervige orientierungslose 15-Jährige abgestempelt werde, die mit ihrer Pubertät nicht klarkommt oder so. Und ich dachte selber ja auch, dass das der Fall ist, hab mich geschämt und weitestgehend alles unterdrückt.
Es fällt aber nunmal irgendwann auf, wenn ein junges Mädchen Kette raucht, trinkt bis zum geht nicht mehr und andere Sachen ausprobiert, die dem Alter nicht entsprechen und völlig fernab von gut und böse sind, ohne da jetzt zu sehr ins Detail gehen zu wollen. Ich hab mir im höchsten Maße selbst enorm geschadet und auch meinem Umfeld sehr zugesetzt. Das hat meine gefühlt 25. Therapeutin bemerkt und sehr, sehr direkt angesprochen. Um genau zu sein, bin ich in der 5. Stunde (letzte Probestunde mit ihr) reingekommen, und bevor ich irgendwas sagen konnte, meinte sie nur "hör mir gut zu". Und hat mir ausführlich erklärt bzw. überhaupt erst einmal aufgezeigt und vorgehalten, wie ich mich - vor allem mir selbst gegenüber - benehme, dass das NICHT normal ist und auch mit einer Depression nichts mehr zu tun hat, oder anders gesagt mit diesem Krankheitsbild nicht ausreichend zu erklären ist. Joa, und da musste ich ihr leider Recht geben.
Zunächst wurde im Anschluss daran offiziell nur festgestellt, dass eine Störung der Persoenlichkeitsentwicklung vorliegt, weil ich eben noch nicht volljährig war, Stimmungsschwankungen etc. in meinem damaligen Alter nunmal doch keine Seltenheit sind, sich ja noch verwachsen können usw. Geburtstagsüberraschung zum 18. war dann die Tatsache, dass meine Gefühle und mein Verhalten anscheinend doch nicht nur was vorübergehend Pubertäres waren und ich hab die Diagnose bekommen. That's it. Ich hab das noch NIE aufgeschrieben bzw. jemandem so chronologisch erzählt.
Der Junge Körper plagt sich eh schon mit den ganzen Hormonellen veränderungen und dann noch mal Hormone obendrauf.
Das macht viele Mädchen einfach nur fertig.
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